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Cryptoleaks: Das Ungleichheitsproblem in der Kryptographie

Alan Turing, der von vielen als Vater der künstlichen Intelligenz angesehen wird, leistete einen entscheidenden Beitrag zum Knacken der Vier-Walzen-Enigma, der damals als unknackbar geltenden Verschlüsselungsmaschine der Nazis. Dies war ein entscheidender Wendepunkt im zweiten Weltkrieg, der wesentlich zum Sieg der Alliierten beitrug.

 

Seit damals hat sich die Kryptographie enorm weiterentwickelt. Heute haben wir Verschlüsselungstechniken wie OpenPGP, die tatsächlich (mit aktuell existierender Technik) unknackbar sind. Doch das Problem dabei ist, dass diejenigen, die diese Verschlüsselungstechnik nutzen, nicht genau wissen, wie sie funktioniert, und natürlich Tools - Softwareprogramme und Geräte - brauchen, die Klartext und Daten entsprechend verschlüsseln. Und genau dort liegt der Schwachpunkt.

 

Wie die Washington Post gemeinsam mit dem ZDF und SRF herausgefunden hat, haben CIA und BND gemeinsam eine solche Schwachstelle Jahrzehnte lang ausgenutzt, um während des kalten Krieges Feinde ebenso wie Verbündete auszuspähen. Ausgerechnet die schweizer Firma Crypto AG, die Verschlüsselungstechnik anbot, war offenbar eine Geheimoperation der beiden Nachrichtendienste. Die angeblich sichere und neutrale Technik wurde so manipuliert, dass CIA und BND jederzeit mitlesen konnten.

 

Dies ist ein Beispiel für das Ungleichheitsproblem, das wir auch in Bezug auf künstliche Intelligenz zunehmend bekommen: Hochkomplexe Technik wird von Leuten benutzt, die sie nicht verstehen, ihr aber blind vertrauen. Dies gibt den Anbietern dieser Technik eine ungeheure Macht.

 

Man muss sich fragen, wo noch überall CIA und BND, aber auch die anderen Geheimdienste, Hacker und dubiose Unternehmen solche Hintertüren eingebaut haben. Mir fällt es jedenfalls nun noch schwerer, zu glauben, dass ein hoch komplexes Gerät wie mein Smartphone oder Computer wirklich "sicher" ist.


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