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Warum sind wir so dumm?

Wenn man aktuell die Nachrichten liest, kann einem in Hinblick auf die Zukunft der Menschheit angst und bange werden. Der technische Fortschritt nimmt weiter exponentiell zu, doch diejenigen, die diese immer leistungsfähigere Technik benutzen – wir alle nämlich – sind offenbar genauso dumm geblieben, wie wir es zu Zeiten der alten Römer waren. Misstrauen, Hass, Neid und Gier scheinen unser Denken und Handeln nach wie vor zu dominieren. Rassismus und Nationalismus zeigen wieder ungeniert ihre hässlichen Fratzen, und das, obwohl wir doch nicht erst seit dem zweiten Weltkrieg wissen, wie schrecklich ihre Folgen sind. Das Coronavirus führt uns gerade vor Augen, wie sinnlos und antiquiert nationale Egoismen in der heutigen vernetzten Welt sind.

 

Statt Versöhnung und internationaler Zusammenarbeit setzen Populisten wie Trump und Bolsonaro nichtsdestotrotz auf Spaltung und Abgrenzung – und haben Erfolg damit. Derweil arbeiten die Rüstungshersteller überall auf der Welt mit Hochdruck daran, autonome Waffen zu bauen, damit wir uns noch effizienter gegenseitig umbringen können. Kein Wunder, dass die Wissenschaftler des Bulletin of the Atomic Scientists ihre Weltuntergangsuhr auf 100 Sekunden vor Mitternacht vorgestellt haben. Als wäre das noch nicht schlimm genug, rennen wir sehenden Auges in eine sich anbahnende Klimakatastrophe, die wir inzwischen am Thermometer vor dem Küchenfenster ablesen können, und diskutieren im selben Moment über aus Steuergeldern finanzierte Kaufprämien für SUVs. Geht’s noch?

Die Frage drängt sich auf, ob wir noch alle Tassen im Schrank haben. Oder, etwas freundlicher formuliert, warum wir uns so offensichtlich irrational verhalten. Warum sind wir beispielsweise so dumm, Leuten wie Trump und Bolsonaro, die sich nicht mal die Mühe machen, ihren Egoismus und Narzissmus zu verbergen, die Verantwortung für riesige Nationen anzuvertrauen?

Die Antwort „die Anderen sind eben dumm“ liegt nahe. Schließlich haben Sie und ich weder Trump noch Bolsonaro gewählt (und die AfD hoffentlich auch nicht). Doch eine solche Antwort wäre schon wieder ein Teil des Problems. Denn sie würde darauf hinauslaufen, dass „die Anderen“ an allem schuld sind, und damit die Spaltung vertiefen, statt sie zu überwinden. Das Problem sind aber nicht „die Anderen“, das Problem sind wir alle. Denn wir sind Menschen und leben alle zusammen in einer Welt, die wir zwar gestaltet haben, für die wir aber nicht gemacht sind.

Würde man einen der bedauernswerten Ureinwohner Brasiliens, deren Lebensraum durch rücksichtslose Urwaldrodung immer weiter schwindet, unverhofft in eine moderne Großstadt befördern, wäre er hoffnungslos überfordert. Der Lärm, die unbekannte Gefahren wie Autos und Motorräder, die seltsamen Verhaltensweisen der Menschen, die in für ihn unvorstellbaren Mengen über die Straßen hasten und dabei auf flache, leuchtende Steine starren oder scheinbar mit unsichtbaren Geistern sprechen, würden ihn in Angst und Schrecken versetzen. Wenn er die Sprache der Städter nicht verstünde, bliebe ihm nicht viel anderes übrig, als sich ängstlich in eine Ecke zu kauern und auf Hilfe zu hoffen oder sich in rattenverseuchten Müllcontainern Nahrung zu suchen.

Doch dieser arme Ureinwohner hätte uns etwas voraus: Er wüsste, dass er die Welt, in der er sich so unvermittelt wiederfindet, nicht versteht. Er würde sich dementsprechend äußerst vorsichtig verhalten. Wir dagegen glauben, uns auszukennen mit der modernen Technik. Immerhin sind wir in der Lage, eine App auf dem Smartphone zu installieren, im Supermarkt bargeldlos einzukaufen oder online einen Flug zu buchen. Vielleicht wissen wir sogar ein bisschen darüber, wie die Technik funktioniert, jedenfalls im Prinzip. Also haben wir alles im Griff, oder?

Doch in Wirklichkeit unterscheidet uns weniger von dem Ureinwohner, als wir uns einreden. Unser Gehirn ist mit seinem praktisch identisch. Das Wissen über die moderne Welt ist nur eine hauchdünne Schicht über einem dicken Geflecht von archaischen Impulsen, die uns die Evolution in Jahrmillionen der Entwicklungsgeschichte der Hominiden mit auf den Weg gegeben hat. Unser Gehirn wurde für eine Welt optimiert, in der unsere Vorfahren vor etlichen Jahrtausenden lebten und die bestenfalls noch der Ureinwohner aus dem brasilianischen Regenwald aus eigener Anschauung kennt: eine Welt voller gefährlicher Raubtiere, mit nur wenig Nahrung und der ständigen Bedrohung durch feindliche Stämme, die einem die eigenen Jagdgründe streitig machen. Eine Welt, in der man in Gruppen von höchstens 150 Individuen zusammenlebte und in der es überlebenswichtig war, „dazuzugehören“ und sich von anderen Gruppen abzugrenzen. Dagegen war das Risiko, dass die Menschen sich mit ihren primitiven Waffen selbst ausrotten oder gar ihre Umwelt nachhaltig zerstören könnten, vernachlässigbar. Dies ist die Welt, auf die die Evolution uns vorbereitet hat. Doch es ist nicht die Welt, in der wir leben.

Psychologische Experimente zeigen: Fast alle Entscheidungen treffen wir „aus dem Bauch“ anhand von Gefühlen, selbst diejenigen, die wir – meist erst im Nachhinein – mit rationalen Begründungen erklären können. Das Belohnungszentrum in unserem Gehirn schüttet Dopamin aus, ein Motivationshormon, das uns gierig werden lässt, sobald wir etwas Leckeres zu Essen, ein teures Gadget zur Aufbesserung unseres sozialen Ansehens oder einen attraktiven potenziellen Partner erblicken. Und ehe wir es uns versehen, machen wir wieder irgendeinen Unsinn, essen, was wir besser nicht essen sollten, kaufen, was wir gar nicht brauchen, und pfeifen auf die Umwelt. Und wenn etwas nicht so läuft, wie es nach Meinung unseres gierigen Gehirns laufen sollte, dann sind „die Anderen“ daran schuld. Jeder, der uns in dieser Ansicht bestätigt, ist uns willkommen.

Es ist, als hätten wir eine Art Navigationssystem im Kopf, das uns die meiste Zeit durchs Leben steuert und dessen Anweisungen wir nur selten hinterfragen („Jetzt rechts und ein Eis kaufen, dann links abbiegen und auf Instagram checken, ob wir neue Likes haben ...“). Dummerweise ist die Straßenkarte dieses Navis mindestens 80.000 Jahre alt. Die „Atomkriegsallee“ ist darin ebenso wenig vorhanden wie der „Platz der globalen Erwärmung“ oder die „Plastikmüllstraße“.

Schlimmer noch: Findige Leute haben herausgefunden, wie sie unser mangelhaftes Navigationssystem für ihre Zwecke nutzen können, so dass es uns nicht an unser eigenes Ziel führt, sondern an ihres  – sie nennen das „Marketing“  oder auch „Politik“. Neuerdings werden sie dabei von selbstlernenden künstlichen Intelligenzen unterstützt, die noch viel besser als Menschen erkennen, welche „Knöpfe“ sie bei uns drücken müssen, um unsere Angst- und Gier-Impulse zu triggern, und so unsere „Gehirne hacken“, wie es Yuval Harari ausdrückt. Im Ergebnis tun wir Dinge, die nicht gut für uns sind, und zerstören unsere Zukunftschancen. Aus einem notwendigen Überlebensmechanismus wird eine existenzbedrohende Gefahr.

Dieses Problem ist nicht neu. Schon Sokrates wusste um die Kluft zwischen menschlichen Impulsen und vernünftigem Handeln, ebenso Siddharta Gautama a.k.a. „der Buddha“, Jesus Christus und viele andere, die uns mit ihrer Weisheit und gutem Beispiel inspiriert haben. Und so sind auch die Rezepte, die wir brauchen, um unsere Probleme zu lösen, nicht neu: Rationalität, Nächstenliebe und vor allem die Fähigkeit, unsere selbstzerstörerischen Impulse als solche zu erkennen und sie zu überwinden. Das ist schwierig, aber möglich. Ich selbst meditiere zum Beispiel seit etwa anderthalb Jahren täglich zwanzig Minuten. Das macht mich noch nicht zu einem perfekten Menschen, aber es hilft mir, meine Gedanken und Impulse besser zu erkennen und auch ein Stück weit zu beherrschen.

Neu ist allerdings die Bedeutung, die Selbstbeherrschung und die Überwindung unserer archaischen Impulse für unsere Zukunft haben. Denn die Folgen kurzsichtigen und rücksichtslosen Handelns werden mit dem rapiden technischen Fortschritt immer drastischer und existenzbedrohender. Wenn wir weiter blind unserem archaischen Navigationssystem folgen, wird es uns geradewegs in den Abgrund steuern, und auch ein künstlich Intelligenter Autopilot wird die Katastrophe nicht verhindern können. Wir müssen also das Urzeit-Navi aus und unseren Verstand einschalten. Am besten fangen wir damit bei uns selbst an und warten nicht auf „die Anderen“.


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Kommentare: 7
  • #1

    Heinrich (Samstag, 06 Juni 2020 00:33)

    Hallo Karl,
    über die Dummheit der Menschen, und damit natürlich auch meine eigene Dummheit habe ich schon oft nachgedacht.
    Ich kann es nur nicht so schön in Worte fassen, wie Du es getan hast.
    Ok, es sind eben nicht alle Menschen gleich. Es gibt welche wie Karl Olsberg oder Harald Lesch, die komplexe Dinge gut erkennen und erklären können, und andere, die monotone Tätigkeiten wie Reisanbauen klaglos ausführen.
    Und genau das ist meines Erachtens das Problem: Die unterschiedlichen Erfahrungen und Fähigkeiten der Menschen. Nicht nur die Lebensumstände, Herkunft und Chancen bestimmen die Lebenswege, sondern auch die Aufgaben der Einzelnen.

    Wenn es nur „nichtdumme“ Menschen gäbe, die nicht von Misstrauen, Hass, Neid und Gier angetrieben sind, sondern die Eigenschaften von Sokrates, Buddha und Jesus Christus hätten, könnten die auch nur überleben wenn sie NULL Fortschritt schaffen würden. Also wie vor tausenden von Jahren durch den Urwald streifen und sich mit Pfeil und Bogen etwas zu Essen besorgen.
    Mal abgesehen von Jesus, der aus Wasser Wein machen kann, können weder Buddha oder Sokrates, noch Harald Lesch, Albert Einstein, Maria Theresia oder Angela Merkel all das ausführen, was die Menschen in der Gesamtheit zum Leben brauchen, auch wenn auf das Programmieren von Smartphones verzichtet würde.

    Wir brauchen Landwirte, Handwerker, Ärzte, Bäcker, usw usw bis hin zu Leuten, die im Rathaus Kirchenaustritte bearbeiten. Und Leute, die das alles koordinieren. Und DA geht es los! Da gibt es keine "Gerechtigkeit" für alle - keine Gleichheit - keine gleiche Lebensqualität!

    Gäbe es nur Tiere auf der Erde, gäbe es auch keine menschliche Dummheit. Aber die Regelungen in der Tierwelt, wer wen frisst, gefallen uns Menschen eben nicht, und unsere Intelligenz sorgt nun dafür, Wege zu finden, dass wir lieber andere fressen und selbst nicht gefressen werden. Manchen mit genug Macht und Rücksichtslosigkeit gelingt das gut, anderen gelingt es zwar nicht gefressen zu werden, aber sie werden eben ständig gemolken.

    Die Menschen sind, wie alle Tierarten auch, zum Aussterben bestimmt, früher oder später. Daran lässt sich nichts ändern. Ob die KIs die „Evolution“ fortsetzen, können wir nur vermuten. Wenn ja, ist es unser Verdienst, denn wir haben sie ja geschaffen. Wie viel Einfluss der einzelne Mensch hat, das Leben auf diesem Planeten mit dem Experiment „Mensch“ so angenehm und friedlich wie möglich zu gestalten, vermag ich nicht zu sagen. Die Betrachtung ist ja auch subjektiv, die Raubtiere unter den Menschen und die Schafe sehen das sicher sehr differenziert.

    Außerdem interessiert es keinen einzigen Menschen, was auf diesem Planeten passiert, das über die eigene Generation und die der Kinder hinausgeht. Sich um die ungelegten Eier zu kümmern, ist eben nur einigen Wenigen gegeben, aber leider auch nur theoretisch. Praktisch sind sie machtlos.

    Also machen wir weiter wie bisher. Vor unangenehmen Dingen, die wir nicht ändern können, die Augen verschließen, verdrängen und vor allen nicht in den Spiegel schauen, wenn wenn wir über die Unvollkommenheit der Menschen nachdenken.

    Alternativ kann man natürlich laut protestieren und demonstrieren. Das hilft zwar nicht der Menschheit, gibt aber demjenigen das Gefühl, etwas getan zu haben ohne etwas tun zu müssen.

  • #2

    Karl Olsberg (Samstag, 06 Juni 2020 09:22)

    Lieber Heinrich,

    vielen Dank für den ausführlichen und interessanten Kommentar! Es stimmt natürlich: Absolute Gleichheit kann es ebenso wenig geben wie absolute Gerechtigkeit. Aber ich glaube nicht, dass technischer Fortschritt und eine einigermaßen gerechte, lebenswerte und nachhaltige Welt unvereinbar sind. Jesus, Sokrates und Buddha waren nicht deshalb inspirierende Vorbilder, weil sie anders gewesen wären als wir. Sie hatten genau dasselbe falsche Navi im Kopf. Aber sie haben das erkannt und uns gezeigt, wie wir unsere fehlgeleiteten Impulse überwinden können. Ich bin davon überzeugt, dass das jeder kann, unabhängig von Ausbildung, Tätigkeit oder "IQ".

    Und es gibt ja zum Glück genügend Beispiele von Barmherzigkeit, Nächstenliebe und Aufopferungsbereitschaft in allen Teilen der Bevölkerung und überall auf der Welt - die Coronakrise hat auch das deutlich gezeigt. Unter den Reichen und Mächtigen gibt es nicht nur die Trumps, Bolsonaros und Höckes. Es gibt auch Leute wie Joe Biden, der sicher kein Übermensch ist, aber offenbar durchaus in der Lage, zu versöhnen statt zu spalten, oder Bill Gates, der sein Geld und seine Energie einsetzt, um die Welt besser zu machen, statt noch reicher zu werden, und der vielleicht gerade deshalb zur beliebtesten Zielscheibe von Verschwörungstheoretikern geworden ist. Vor allem gibt es zahllose Menschen, die in Krankenhäusern, bei der Nachbarschaftshilfe oder an der Supermarktkasse gezeigt haben, dass wir durchaus in der Lage sind, Egoismen zu überwinden und Gutes zu tun.

    Ich habe deshalb die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass die Menschheit eine Zukunft hat, und dass auch KI dazu einen positiven Beitrag leisten kann (der darüber hinausgeht, uns nur zu beerben).

  • #3

    Heinrich (Samstag, 06 Juni 2020 12:19)

    Danke Karl,
    dass Du Deine Hoffnung mit uns allen teilst. Hoffnung ist ein wertvolles Gut und ein wichtiger Baustein für eine bessere Welt. Vermutlich ist sie ein wichtiger Grund, dass die wenigen Menschen, die Gutes tun, noch nicht aufgegeben haben.

  • #4

    martin (Mittwoch, 22 Juli 2020 00:59)

    karl hat es auf den punkt gebracht: jeder bei sich selbst, an seinem platz etwas zurückstecken. maßhalten, umsichtiger sein, teilen. niemand kann sich mehr hinter 'den anderen' verstecken. sagen, nichts über die schieflage zu wissen. neurowissenschaftler haben anhand der gehirnstrukturen von neugeborenen (diese noch ohne ''selbst'', also ohne die erkenntnis des ICH und der anderen) herausgefunden, daß das bestimmende prinzip des menschen das miteinander ist. empathie, kommunikation, gemeinsamkeit. das sozusagen einsame ICH, das erfindet, erobert, überschüsse anhäuft, herrscht, ist eine hinzubringung hunderttausende jahre späterer arbeitsteilung. diese entwicklung wird vor allem seit dem frühkapitalismus noch einmal geboostet. heute gilt es, die vorzüge beider prinzipien - endlich und dringend - zusammenzubringen. nur sind unsere gesellschaften in ihren funktionalitäten und wirkungsmechanismen dermaßen komplex geworden, daß große zusammenhänge nicht verfolgt werden können. politologen sprechen vom nebeneinanderher wichtiger, guter, tiefgreifender diskurse, die jedoch gesellschaftlich wirkungslos bleiben, weil keine kraft sie zusammenzuführen und aus ihnen gesellschaftlich relevante handlungen abzuleiten vermag. verantwortlichkeit in der gesellschaft kann also nicht mehr nur in den gegenwärtigen politikstrukturen verortet, auf diese 'abgewälzt' werden. unsere demokratie muss - dies nur ein weg - ganz gewiß wieder den einzelnen aktivieren. die/der muss sich aus seinem bis ins kleinste funktionsgeleiteten alltag herausarbeiten (können). wir haben in den vergangenen -zig jahren eine vielfalt von bewegungen kennengelernt - für umweltschutz, für gerechtere verteilung von reichtum, für geschlechter- und rassengleichheit etc. pp. bei soziologen las ich den begriff der notwendigen intersektionalität, also dafür, daß diese bewegungen gegen ihre marginalisierung, ihre vereinzelung kämpfen und im zusammenschluß ihre ziele erreichen müssen. denn die bewegungen sind teil des ganzen: wir können das ganze gern mit einem begriff aus der christlichen lehre umschreiben (ich bin atheist): bewahrung der schöpfung. zum abschluß meines kommentars ein schwenk an den beginn: jede/r einzelne kann sich dessen bewußt werden und etwas tun. aber ich schwanke ehrlich gesagt stark zwischen pessemismus und hoffnung, und ich weiß, daß es vielen so geht.

  • #5

    Karl Olsberg (Mittwoch, 22 Juli 2020 10:23)

    @martin: Danke für den ausführlichen Kommentar! Auch ich schwanke "stark zwischen Pessimismus und Hoffnung". Aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. :)

  • #6

    Patrick (Sonntag, 23 August 2020 16:52)

    Hallo Herr Olsberg,

    ein netter Beitrag, aber verschweigen Sie doch bitte Ihre Herkunft und Ihr Privileg nicht! „Karl Olsberg“ ist eine Kunstperson, Sie selbst sind ein von Wendt, Angehöriger einer alten Adelsfamilie die immer gut gelebt hat! Sie haben BWL studiert und bei McKinsey, einem Global Player gearbeitet! Zudem noch Was in der IT-Branche gemacht und die Sache mit den Büchern läuft auch ganz gut, oder?
    Dass Sie da über Trump oder die AfD schimpfen können ist klar! Dass Sie über Nationalismus und Rassismus sich aufregen können ist auch geschenkt!
    Die Sache ist aber die, es gibt zuviele Menschen hier in diesem Land die aus keiner reichen Familie stammen und hart arbeiten und trotzdem kaum Geld verdienen! Diese Menschen müssen dann mitansehen wie Frau Merkel ihre Steuergelder zur Bankenrettung aus dem Fenster wirft und mit Hilfe der Medien Hass auf Völker wie die Griechen schürt! Die normalen Griechen leiden bis heute unter Schäuble und Merkel! Diese Menschen interessieren sich nicht dafür ob Zigeunersauce so heißen soll oder umbenannt werden muss!
    Die exakt selben Medien die über angeblich faule und korrupte Griechen schimpfen, brechen dann in Jubelarien aus, wenn Millionen von Menschen in das Land kommen die hier niemals richtig ankommen werden! Wieviele Flüchtlinge hat MCKINSEY eigentlich eingestellt??
    Ein Deutscher Hartz4 Empfänger muss sich mit dem Amt rumschlagen und Kürzungen akzeptieren, bei einem Syrer der seit 5 Jahren vom Amt lebt fragt keiner nach irgendwas! Es gibt zu wenig Wohnungen, vor allem bezahlbare Wohnungen, aber für Flüchtlinge muss gebaut werden und wird gebaut, siehe Boris Palmer, OB von Tübingen! Die Deutsche Unterschicht und Mittelschicht wird seit Jahren ausgenommen und nach Strich und Faden verarscht! Und für den Bauarbeiter mit den kaputten Gelenken ist „Klimawandel“ mit Sicherheit nicht das Thema Nummer 1! Zumal es Dürren und Trockenheit schon in den 60ern gab....
    Und wenn jetzt ein Trump oder die AfD daherkommen und sich für diese Schichten stark machen, dann wundern Sie sich ernsthaft, warum Trump/AfD damit erfolgreich sind??
    Natürlich hat ein Trump oder eine von Storch nix für den kleinen Altenpfleger übrig, aber ey, sie tun wenigstens überzeugend so, während die SPD offen noch mehr Hartz4 Empfänger aus dem Ausland importieren möchte! Können Sie diese Menschen alle in Lohn und Brot bringen??
    Und Bill Gates, oh weh, der Mann möchte u.a. das Bargeld abschaffen! Da empfehle ich Ihnen Norbert Härings Buch(Schönes Neues Geld) zu lesen und seinen Blog zu besuchen, er ist Journalist beim Handelsblatt! Der Billy Boy ist nicht so nett und menschenfreundlich wie er im TV rüberkommt! Das wussten schon die Simpsons :-)
    Trump und die AfD sind das Ergebnis einer völlig verfehlten Politik von einer Kaste der auch Sie angehören! 2 und 2 ergibt eben 4 und so ist der Aufstieg von Trump und der AfD doch völlig nachvollziehbar! Die KI wird den Abstieg eines Teils der Mittelschicht noch verstärken und beschleunigen, wissen Sie ja auch!
    es lohnt sich auch mal die Sache von der anderen Seite zu betrachten, außer einer Elite zu der auch Sie gehören haben die meisten Menschen nix von der Globalisierung! Nichtmal einfache Masken und Handschuhe können in D problemlos produziert werden, alles wurde outgesourct. Und da schließt sich der Kreis......


    Denken Sie mal darüber nach! Grüße von einem Arbeiterkind
    Patrick

    PS: Ich mag Ihre Bücher!

  • #7

    Karl Olsberg (Sonntag, 23 August 2020 17:42)

    @Patrick: Ich fürchte, diese Kommentarliste ist kein wirklich geeigneter Ort, um eine so umfassende Diskussion zu führen. Daher gehe ich nur auf einige Punkte kurz ein:
    1. "Karl Olsberg" ist keine "Kunstperson", sondern ein Pseudonym, das ich als Schriftsteller verwende, weil es leichter zu merken und (in anderen Sprachen) auszusprechen ist als "Karl-Ludwig von Wendt". Mein Klarname ist kein Geheimnis.
    2. Die Tatsache, dass ich aus einer adeligen Famile stamme, privilegiert mich in keiner Weise und ich gehöre nach meinem Selbstverständnis keiner "Kaste" oder "Elite" (was immer das sein soll) an. Ich habe auch kein Vermögen geerbt.
    3. Ihre Ansichten über Frau Merkel oder Herrn Schäuble lasse ich mal dahingestellt, aber die Behauptung, dass irgendwelches soziale Elend in Deutschland darauf zurückzuführen sei, dass wir Menschen, die ihre Heimat verloren haben, Schutz bieten, kann ich in diesem Blog nicht unwidersprochen stehenlassen. Diesen Menschen die Schuld an der eigenen Misere zu geben und gegen sie zu hetzen ist für mich nicht akzeptabel.
    4. "Dürren und Trockenheit gab es schon in den 60ern" ist kein Argument gegen den Klimawandel, der wissenschaftlich hinreichend belegt ist. Dass viele den Ernst der Lage noch nicht erkannt haben oder andere Prioritäten setzen, mag stimmen. Aber das ist dem Klimawandel herzlich egal. Die Realität wartet nicht darauf, bis wir soweit sind, uns ihr zu stellen. Genau das ist der Punkt in meinem Beitrag.